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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 99

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Nüssen in Carlshof. 2. Wagen, Maschinen in der Landwirtschaft, Getreidevorräte geraubt........................................................... 2 000 M. 3. Drei Anstaltsscheunen niedergebrannt..............................16 000 „ 4. Die volle Ernte des Jahres.................................... 10 000 „ 5. Ausfall der freiwilligen Liebesgaben und der Hauskollekte im Jahre 1914 ............................................... 30 000 „ 6. Die Störung und Einstellung der 7 Handwerksbetriebe in der Krüppellehranstalt und Dampfwäscherei, Ausfall . 10 000 „ 7. Durchzerstörung der Ortschaften, welche für ihre siechen Pfleglinge Pfleqegeld gezahlt haben und jetzt nichts zahlen können, Verlust......................................... 8 000 ,, Summe des Schadens 86 000 M. Angerburg i. Ostpreußen. H. Braun, Superintendent. 64. Die Russen in Carlshof. Anstaltsdirektor Dembowski. In dem Gebiete Ostpreußens, das von den Schrecken und Nöten des Krieges mit Rußland furchtbar heimgesucht ist, liegen an der Bahnstrecke Angerburg-Rastenburg die Anstalten der Inneren Mission in Carlshof bei Rastenburg. Beim Anblick dieser glaubt man ein liebliches Städtchen vor sich zu haben. In der Mitte ragt der schlanke Turm einer Kirche hervor; rings herum scharen sich Häuser, die in anmutigen Gärten gelegen, etwa 950 Epileptiker*) und Schwachsinnige beherbergen. Es schließen sich ihnen die Trinkerheilstätten mit einer Pfleglingszahl von 60 Alkoholkranken an, die hier Genesung von ihrem schweren, Geist und Körper zerrüttenden Leiden suchen und oft auch finden, dann ein Siechenhaus, ein Arbeitslosenheim, in dem arbeitslose Leute Obdach suchen, hier zu zweckmäßiger Arbeit angehalten und sehr oft zu geordnetem Leben geführt werden, ferner ein dreistöckiges Krankenhaus und die Erziehungsanstalt für schulentlassene Fürsorgezöglinge mit über 100 sittlich gefährdeten Jünglingen, die hier zu einem ordentlichen Beruf erzogen werden. In der Carlshöfer Diakonissenanstalt werden die zu dieser christlichen Arbeit durchaus nötigen christlichen Pfleger ausgebildet. Aufgenommen werden darin Jünglinge, die schon irgend ein Handwerk erlernt oder in einem andern Beruf gearbeitet haben, und die nun in mehrjährigem Kursus für ihr Amt vorbereitet werden. Die Anstalten stehen unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin, sind im Jahre 1881 gegründet und 30 Jahre hindurch von Pfarrer D. Dr. Dembowski bis zu seinem Lebensende geleitet und durch sein segensreiches Wirken zu seiner jetzigen Größe angewachsen. 1500 Personen finden hier Pflege und Arbeit. — *) Epilepsie — die Fallsucht, eine Krankheit des Nervensystems, Krämpfe und Bewußtlosigkeit.

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 101

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Russen in Carlshof. Offizier, die eine Anzahl Zivilgefangener aus Rastenburg fortführen sollten. Auf Befragen sagte der Offizier, der Gouverneur wäre für uns nicht zu sprechen; man sollte ja nicht denken, die Russen wären gekommen, um uns hier zu helfen. Als der Anstaltsleiter sich als der Vorsteher einer großen christlichen Krankenanstalt vorstellte und sagte, daß er gekommen sei, einen Kranken, der fortgeschleppt wäre, loszubitten, befahl der Offizier, ihn gefangen zu nehmen, weil er Dembowski heiße und daher Pole sei, desgleichen auch den Kranken, weil er russisch könne. Ein Unteroffizier, ein starker, großer Mann, trat auf beide mit der Knute in der Hand zu und machte Anstalten, sie zu schlagen. Herrn Dr. Ehrhardt und Lehrerinnen der Anstatt für Schwachsinnige in Rastenburg gelang es jedoch, beide wieder loszubitten. Die von den Russen angezündete Scheune mit der ganzen reichen Ernte verbrannte vollständig, obgleich alles, was Hände hatte, sich rührte, um den Flammen ihren Raub zu entreißen. Der Arzt, die männlichen Pfleglinge, die Schwestern mit ihren Schutzbefohlenen, alle waren unausgesetzt tätig, um die Anstalt davor zu bewahren, gänzlich vom Feuer vernichtet zu werden. Kindlich stolz auf ihre Pflegerinnen und in gewissem Sinne zutreffend schrieb später ein kleines epileptisches Mädchen der Anstaltsschule in einem Aufsatz: Die Russen in Carlshof: „Die Schwestern taten die Hauptsache dabei." Nach einem Löschen von zwei Tagen und einer Nacht gelang es, die Umfassungsmauern des ebenfalls vom Feuer ergriffenen danebenstehenden Stalles zu retten und das Feuer so weit zu dämpfen, daß es nicht weiter um sich greifen konnte. Sehr oft hatten die Anstalten nun Besuch vom Feinde, der immer befürchtete, daß in den großen Häusern Soldaten versteckt sein konnten. Öfters noch wurde in die Fenster geschossen, besonderer Schaden aber nicht mehr angerichtet. Der Befehl, auch unsern Speicher noch anzuzünden, der bereits an einem Abend gegeben war, wurde auf inständiges Bitten des Pflegers Loreck, der stets den Russen entgegenging, mit ihnen verhandelte und Schaden verhütete, wieder zurückgenommen. Am 28. August rückte eine größere Truppenmasse an der Anstalt vorüber auf Lötzen zu, wohl um diese kleine Festung zu erstürmen. Eine Seitendeckung dieser Truppe marschierte über den zur Fürsorgeerziehungsanstalt gehörenden Freihof, der etwa drei Kilometer von der Anstalt entfernt liegt. Hausvater Elfert hielt dort mit seiner Frau treue Wache. Der Hof liegt ganz einsam, und gerade auf solchen Höfen ist von den Russen oft viel Schaden gestiftet. Das Ausharren dort ist besonders schwer und gefährlich. Hier nahmen die Russen acht Pferde nebst Geschirr, Sätteln und zwei Wagen mit; außerdem raubte ein Kosak einem Erziehungsgehilfen seine Uhr nebst Kette. Die ganze nach Lötzen abmarschierende Truppe zog jedoch bald wieder zurück. Der Grund war wohl der, daß die Russen inzwischen die Kunde von dem großen Sieg bei Tannenberg erhalten batten. In der Anstalt wußte

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 103

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Trakehnen und das ostpreußische Pferd im Weltkrieg. 103 letzten Augenblick ein Bergungszug gestellt werden. So hatte es die zuständige Eisenbahnbehörde dem Anstaltsleiter zugesagt. All die bangen Wochen und Monate sind jetzt vorüber, Gott schenkte dein tapferen deutschen Heere wiederum herrliche Siege. Ostpreußens Boden ist frei vom Feinde, verstummt ist der Donner der Geschütze, ein Aufatmen geht durch die ganze Bevölkerung der Ostprovinz. Wohl ist der Schaden, der den Carlshöfet Anstalten durch den Brand verursacht ist, reichlich auf 100 000 Mark zu schätzen. . . . Aber schon ist unsere Not nicht unbeachtet geblieben. Christliche Brüder und Schwestern, edle Menschenfreunde haben unserer gedacht. Möge dieser Bericht auch dazu beitragen, in weiteren Kreisen Teilnahme für die Anstalt Carlshof und ihre zahlreichen Pfleglinge zu erwecken. Ostpreußische Kriegserlebnisse von Superintendent Braun.*) (Gekürzt.) 65. Trakehnen und das oftpreußische Pferd im Weltkrieg. 1. Vor dem Krieg. Der größte Schaden, den der Russeneinbruch in Ostpreußen zur Folge hatte, ist der, welcher der ostpreußischen Pferdezucht zugefügt wurde; denn Ostpreußen ist die preußische Provinz, in der die Pferdezucht mehr als in jeder andern gepflegt wurde, und zwar seit Jahrhunderten. Hier, besonders in den litauischen Bezirken, ist jeder Bauer Pferdezüchter, und der Litauer ist der geborene Pferdepfleger und Pferdekenner. Den dem Litauer angeborenen Sinn für Pferdeliebhaberei stärkte und pflegte schon der Ritterorden, und die zähe und kräftige Landpferderasse wurde in vom Orden angelegten Gestüten ziel- und zweckbewußt gezogen. Als Ostpreußen in den Besitz der Hohenzollern kam, wurde die Landespferdezucht von den Herrschern weiter zielbewußt gepflegt, und Friedrich Wilhelm I. von Preußen ließ in den Jahren 1717 bis 1732 all die kleinen Gestüte um einen Zentralpunkt, Trakehnen, zusammenziehen und errichtete hier ein preußisches Hofgestüt. Gezogen werden die für Militärzwecke geeigneten Füllen in der Hauptsache von den kleineren Landwirten, aufgezogen dagegen von den größeren Besitzern; denn die kleineren Bauern haben weder genügende Stallungen noch ausreichende Koppeln (Weiden), um die Remonten bis zum dritten Jahre zu halten und entsprechend zu pflegen. In welchem Umfange die Pferdezucht in . Ostpreußen getrieben wurde, geht am besten daraus hervor, daß von den 14 700 Remonten, die die preußische Armee jährlich braucht, diese Provinz im Jahre 1912 allein über 8700 stellte. Der gesamte Pferdebestand Ostpreußens belief sich am 1. Dezember 1913 auf 501 550 Stück, überragte also den jeder andern Provinz ganz bedeutend. Weit dahinter z. B. stand Schlesien *) Zum Besten des Kinderkrüppelheims. Drucki und Verlag Krüvpellehranstalt Angerburg i. Ostpr.

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 102

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
102 Die Russen in Carlshof. man natürlich von dem Sieg noch nichts, da sie von jeder Verbindung abgeschnitten war. In den nächsten Tagen zeigten die Russen große Ängstlichkeit und Unruhe. Fortwährend kamen Patrouillen, es war ein Hasten und Galoppieren hin und zurück. Auch über den Hof der Anstalt wurde hin- und hergeritten und diese mehrfach bedroht. Umgeben vom Feinde, nicht wissenb, ob die nächsten Stunben nicht Tod und Verberben bringen könnten, versammelte sich die Carlshöfer Gemeinbe am 30. August, einem Sonntage, in der Anstaltskirche zum Gottesbienst, hoffenb, daß ihr Gott, dem sie vertraute, sie nicht verlassen und vergessen würde. Am Nachmittag saßen dann alle zusammen im Garten der Linde (Frauenhaus), sangen und lasen sich etwas vor. Ab und zu tauchte der Kopf eines Russen über die Hecke empor, der vorüberritt und beobachtete. Abenbs und nachts stellten die Russen Posten auf, ab und zu fielen Schüsse, einige Kugeln gingen wieber in die Fenster hinein. Die Russen konnten es immer noch nicht fassen, daß christliche Liebe kranken und elenben Menschen solch große Häuser baut und wähnten stänbtg in btesen beutsches Militär, zumal sie sich in bte Gebäube nicht hineingetrauten. In der Nacht von Sonntag zu Montag, vom 30. bis 31., würde wiederholt mächtiges Krachen gehört, das die ganze Anstalt erzittern ließ. Die Kranken hatten natürlich große Furcht. Es waren aber nicht Kanonenschüsse, sondern Sprengungen an der Bahn und an einigen Häusern in Rastenburg. Am Montag begann der Rückzug. Am Dienstag, den 1. September, zeigten sich schon die ersten deutschen Patrouillen und deutsche Autos. Am 2. September machten russische Dragoner der Anstalt noch einmal einen Besuch, der wieder recht unangenehm war. Die Russen waren nun noch unruhiger. Das war aber auch das letzte Mal, daß sie in Carlshof waren. Mit Jubel wurden die ersten deutschen Truppen begrüßt und herzlich aufgenommen. Der Kanonendonner der Schlacht an den masurischen Seen war deutlich hörbar, und man wartete gespannt, ob er sich entfernte oder näher kam. , « * •*, ;il$ Nach dieser Schlacht hatten wir einige Wochen Ruhe. Doch die Gefahr rückte wieder näher. Flüchtlinge zogen von neuem durch Carlshof. Viele davon, die krank und alt waren, auch solche, die die Russen schwer verletzt und mißhandelt hatten, fanden in der Anstalt gastliche Aufnahme. Wieder war nun der Feind in der Nähe von Angerburg und vor Lötzen, und von beiben Seiten brang fast ununterbrochen Kanonenbonner herüber. Noch einmal wollte der Anstaltsleiter seine Schutzbefohlenen dem Feinde nicht preisgeben. Am 14. und 15. November 1914 wurden 600 Kranke, hauptsächlich die gänzlich Unbeholfenen, Verkrüppelten und Blöden, die im letzten Augenblick nicht hätten geborgen werden können, dazu Pfleger und Pflegerinnen, in westliche Anstalten gesandt, die diesen einzigartigen ostpreußischen Flüchtlingen gastfreundlich Monate hindurch Unterkunft boten. . . . Dem Rest der Anstaltsinsassen, noch einigen Hundert, sollte dann im

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 100

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
100 Die Russen in Carls ho f. Wer hätte je gedacht, daß diese Heimstätte des Friedens und der Pflege der Ärmsten und Elendesten der Menschen auch einmal ein Ort des Schreckens und der Not werden sollte! Konnte man sich in den Jahrzehnten, in denen die östlichste Provinz unseres Vaterlandes zu so blühendem Wohlstände gelangt war, einen besseren Ort für die Kranken wünschen? Fern von jedem störenden Geräusch der Großstadt, umgeben vom Frieden der Natur und versehen mit allem, was zur Bequemlichkeit Leidender notwendig ist, haben sie hier ihr kleines Reich für sich, fühlen sich eins in ihren Leiden. Ein Verstoßen- und Verlassensein, wie.es wohl jeder einzelne von ihnen draußen unter den gesunden M-enschen erfahren hat, kommt ihnen hier nicht zum Bewußtsein. — Als nun der furchtbare Kriege begann und das gewaltige Ringen mit der großen Übermacht der Russen anhob, da brach die Unruhe auch über die Carlshöfer Anstalten herein. Näher und näher rückte der Feind. Schon zogen Flüchtlinge der Grenzkreise Tag und Nacht ununterbrochen mit einiger in Hast zusammengerafften Habe zu Fuß und zu Wagen an der Anstalt vorüber, Viehherden, deren Gebrüll gar schaurig erklang, vor sich hertreibend. Ununterbrochen sausten die Eisenbahnzüge weiter inö Land hinein, bis dann in der Nacht zum 24. August 1914- lähmende Stille eintrat. Es war nur möglich gewesen, einen verschwindend kleinen Teil der Anstaltsinsassen in Sicherheit zu bringen. Viele hundert Menschen sahen sich dem Feinde preisgegeben. Am 27. August, mittags zwischen elf und zwölf Uhr, wurde nun Carlshof von den Russen regelrecht beschossen. Sie hielten wohl die großen Häuser für Kasernen und vermuteten deutsche Soldaten darin. Ein russischer Zug Infanterie, etwa 50 bis 60 Mann unter Führung eines jungen Offiziers, sollte Carlshof erobern. Das Aufhissen von weißen Fahnen bewirkte nur, daß noch stärker gefeuert wurde. Als der Anstaltsleiter Pfarrer Dembowski noch einmal auf die im Osten des Gehöftes liegende Wiese hinausging, um nach etwa noch draußen befindlichen Anstaltsinsassen zu sehen, zog er das Feuer des ganzen Zuges auf sich. Die Kugeln sausten um ihn herum. Die Russen drangen dann in den Hof, zündeten die Scheune an und schossen blind in die Fenster der Häuser hinein. Vier Kranke wurden verwundet, zwei fortgeschleppt, einer von ihnen noch auf dem Felde erstochen. Das nahe Rastenburg war inzwischen vom Feinde besetzt. Am nächsten Tage begab der Leiter der Anstalt sich dorthin, um vom russischen Gouverneur die Freilassung des fortgeschleppten Kranken zu erbitten. Mit ihm fuhren der Anstaltsarzt Dr. Ehrhardt und ein Kranker, der aus Moskau zu Hause war und dolmetschen sollte. Mit dem Kutscher waren es vier Männer, die noch einigermaßen alle das Militäralter hatten. Viele russische Soldaten lagerten an der Chaussee und öfters klang der Ruf: „Soldat, Soldat!" an ihr Ohr. In Rastenburg war der russische Gouverneur nicht auf dem Rathause zu finden; aber der Bürgermeister und eine ganze Reihe angesehener Männer der Stadt wurden dort als Geiseln festgehalten. Der Gouverneur sollte im Gestüt sein. Vor diesem waren russische Soldaten und ein berittener russischer

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. uncounted

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
,j\bg. Woche/ Phot. M. Komm, Cranz. Abb. 43. Die Tätigkeit unserer Sanitäissoldaten und Feldgeistlichen im Felde. Zu Nr. 55. (Unser Bild zeigt einen durch den Saniiätshund entdeckten Verwundeten, dem ein Notverband angelegt wird, während der Feldgeistliche ihm Trost zuspricht.)

7. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 50

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
50 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen. besitzt eine Unteroffiziervorschule. Schippenbeil liegt am gllefluß- es ist ein kleines Ackerstädtchen, vomnau ist noch kleiner als das vorige. Gerdauen liegt im Lartenerlande. In der Umgegend befinden sich große Güter. Nordenburg ist ein kleines Landstädtchen. Rastenburg ist, wie die vorigen, in Lorten gelegen. Es hat eine Zucker- fabrik. In der Nähe liegt die flrbeiterfolonie Narlshof. Drengfurt und Barten sind zwei kleine Städtchen von ungefähr gleicher Größe. h) Sagen. 1. Die zwölf Ritter und zwölf Nonnen zu Creuzburg. Als auf dem Markte des Städtchens Creuzburg noch das uralte Rathaus stand, hat sich dort an jedem Neu- mond eine gar seltsame Erscheinung wiederholt. Sobald die zwölfte Stunde ertönt war, kam aus der nach den Trümmern der alten Ordensburg auf dem Schloßberge führenden Kirchenstraße ein Zug von vier Wagen, die besonderer Art und unverdeckt waren, so daß man die darin Sitzenden deutlich erkennen konnte. Jeder Wagen war mit vier Pferden, zwei Schimmeln und zwei Rappen, bespannt. Jene schritten ruhig einher, diese aber schnoben Zunken aus Maul und Nüstern. In den beiden ersten Wagen saßen, je zu sechs, zwölf Nonnen, im weißen Ordenskleide mit Kreuz und Rosen- kränz, aber ohne Haupt. In jedem der beiden letzten Wagen befanden sich sechs Ritter, die ihren Kopf mit dem Helme unter dem 5km hielten. Dreimal hat der Zug die Runde um den Markt gemacht, doch ohne'daß von dem Rollen der Räder etwas zu vernehmen gewesen wäre. 5mt-.de? Kutschers Hat auf dem Wagen der Nonnen ein weißes Lamm, auf dem der Ritter ein schwarzer Ziegenbock gesessen, der gleich den von ihm gelenkten Rossen Kunken sprühte. In dem alten Rathause ist der Zug verschwunden, und man hat dann aus diesem eine gar wilde, lustige Musik mit abwechselnden, rauhen Männerstimmen und feinem weiblichen Gesänge gehört, zwischen denen es oft wie Orgeltöne und Choral geklungen. Mit dem Ende der Mitternachtsstunde ist der Zug der Wagen wieder aus dem Rathause herausgekommen, hat von neuem dreimal die Runde um den Markt gemacht, ist aber nicht zur Kirchenstraße, sondern zur Hof- oder Schloßstraße wiederum hinausgefahren. Nun haben aber auf den geharnischten Leibern der Ritter die ver- schleierten Nonnenköpfe gesessen, während die Nonnen mit Helmbusch und geschlossenen visieren angetan gewesen sind. Also ist die Erscheinung von den Wächtern und den Marktbewohnern an jedem Neumonde gesehen worden, bis zum pfingstfeste 1818, wo Markt und Rathaus durch eine Zeuersbrunst zerstört wurden. Nur ein einziges altes Gebäude war stehen geblieben. 5lm nächsten Neumonde nach dem Brande erschienen auch die Nonnen und Ritter wieder, nun aber nicht mit vertauschten, sondern mit ihren eigenen Köpfen. Neunmal haben sie die Runde um den rauchenden Markt gemacht und sind dann in das stehengebliebene Haus eingezogen, in welchem sich der frühere Zubel wiederholte. Doch sanfter hat die Musik geklungen, und Orgelton und Ehoralgesang haben den wilden, rauschenden Reigen niedergehalten, so daß er je länger je mehr verhallte. Als nun auch jenes Haus in Trümmer zerfallen und abgetragen ist, sind die Ritter und Nonnen nicht mehr erschienen. Aber am ersten Neumonde, nachdem der Markt frei gewesen, hat sich an der Stelle des alten Gebäudes eine gar liebliche, sanfte Musik hören lassen, aus der man hat entnehmen wollen, daß die Ritter und Nonnen nun endlich zur ewigen Ruhe eingegangen wären. 2. Oer Bruder Glöckner auf Burg Bartenstein. Während des großen Preußen- aufstandes Hatten die heidnischen Preußen versucht, die siegreichen Ritter wieder aus ihrem Lande zu vertreiben. Manche Ritterburg war von ihnen schon erobert und mancher Sieg

8. Ergänzungsheft für Ost- und Westpreußen - S. 25

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
aus ihrem Hause gelegen haben, als es ohnedies schon der Fall war. Das stille, fromme Wesen der Eltern trug sich frühe aus den Knaben über; er ging lieber sinnend am See Mornng spazieren, als daß er sich an den lärmenden Spielen seiner Schulkameraden beteiligte. Weil er ein guter, fleißiger Junge war, gab ihm der Rektor der Mohrunger Schule neben dem Schulunterrichte noch besondern Unterricht in fremden Sprachen. Bald waren die Bücher Herders liebsten Freunde; stundenlang konnte er lesen, ohne zu ermüden, und manch schönen Spruch und Vers prägte er dabei seinem Gedächtnisse fürs Leben ein. 2. Mit Bekümmernis sahen die Eltern Johann Gottfrieds Zukunft entgegen. Ein wehes Auge des Knaben und ihre eigene Armut setzten der Erfüllung seines Lieblingswunsches, ein Gelehrter zu werden, nach menschlichem Ermessen unüberwindliche Hindernisse entgegen. Doch „der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten und hilft ihnen aus", heißt es in Gottes Wort. Es sollte sich auch hier als wahrhaftig erweisen. Als Herder sechzehn Jahre alt war, nahm ihn ein Pfarrer unentgeltlich in sein Haus, gab ihm freie Kost und Wohnung und ließ ihn dafür abschreiben, was er zum Drucken geschrieben hatte. Zwei Jahre blieb Herder bei diesem Manne und hatte hier Gelegenheit, durch Benutzung der Bücherei des Pfarrers sich noch weitere Kenntnisse zu verschaffen. In dieser Zeit wurde auch sein erstes Gedicht gedruckt und von Kennern mit großem Beifalle aufgenommen. In demselben Jahre, als dies geschah, kam ein Wundarzt zu dem Pfarrer ins Quartier; sein Regiment kehrte eben aus dem siebenjährigen Kriege heim. Er lernte Herder kennen und nahm ihn mit nach Königsberg, daß er auch Wundarzt werde. Herder eignete sich aber wenig zu diesem Berufe; denn gleich bei der ersten Operation fiel er in Ohnmacht, und auch später wurde er stets unwohl, wenn von Operationen gesprochen wurde. Ein guter Freund half ihm nun zum Besuche der Universität. Er wählte den geistlichen Stand zu seinem künftigen Lebensbernse. Bald hatten die Professoren seine Tüchtigkeit erkannt und manche, besonders Kant, ließen thu gerne, auch ohue Zahlung, zu ihren Vorlesungen zu. 3. Als Herder einundzwanzig Jahre alt war, wurde er Domschullehrer und Prediger in Riga. Doch behagte es thut nicht lange in diesem Kaufmannsorte. Schon nach vier Jahren nahm er wieder Abschied von Riga, fuhr über die Ostsee und Nordsee, nahm langem Aufenthalt in Frankreich, ging dann durch Holland nach Hamburg und endlich nach Kiel. Viel Schönes hat er auf dieser großen Reise gesehen und seinen Geist mit mancherlei Kenntnissen bereichert. In Kiel wurde er erwartet, da er den sechzehnjährigen Prinzen von Holstein-Eutin auf einer langem Reise begleiten sollte. Aus dieser Reise kam er auch nach Darmstadt int Großherzogtum Hessen und verlobte sich dort mit seiner spätern Gattin. Wegen seiner schonen Predigten hatte sie ihn lieb gewonnen. Der Graf Wilhelm von Bückeburg hatte ihn auch auf dieser Reise kennen gelernt und er-
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